Sep, 10 2025
Comeback und Signal an die Gründerszene
Er ist zurück: Frank Thelen sitzt in der neuen Staffel von „Die Höhle der Löwen“ wieder dauerhaft auf dem Investorenstuhl. Nach seinem Ausstieg 2019 und einem kurzen Jubiläums-Auftritt im Vorjahr hat der Tech-Unternehmer sein Comeback selbstbewusst auf LinkedIn mit „I’M BACK“ angekündigt. Der Staffelstart läuft seit 18. August 2025 exklusiv auf RTL+, die TV-Premiere bei VOX begann am 25. August. Produziert wird die Show weiterhin von EndemolShine Germany.
Zum Löwenrudel gehören neben Thelen Carsten Maschmeyer, Judith Williams, Dagmar Wöhrl, Ralf Dümmel und Janna Ensthaler. Damit prallen Erfahrungsschulen aufeinander: Retail-Power von Dümmel, Marken- und Beauty-Expertise von Williams, Industrie- und Mittelstandsnetz von Wöhrl, Wachstums- und Finanzerfahrung von Maschmeyer, Nachhaltigkeits- und Plattform-Fokus bei Ensthaler – und Thelen als Tech-Treiber. Seine Linie ist klar: „Ich bin hier, um zu investieren – und zwar in Technologien, die die Zukunft prägen“, sagt er. Sein Feedback? „Ungefiltert.“
Der Zeitpunkt passt: In der Gründerszene verschiebt sich der Blick von schnellen Konsumtrends hin zu belastbaren Geschäftsmodellen – KI, Robotik, Klima- und Energietechnologien, Industrie-Software. Thelen bringt mit seinem Team um die Venture-Schmiede Freigeist genau diesen Tiefentech-Ansatz ein. Für die Show könnte das bedeuten: mehr Due-Diligence-Fragen zu IP, Datenvorteilen und Skalierung – und seltener „nur“ ein neues Küchen-Gadget.
Auch die Chemie auf der Investorenseite wird dadurch spannender. Wo Dümmel mit Handelseinführung punkten kann und Williams Marken großzieht, setzt Thelen auf Technologietiefe und Produkt-Roadmaps. Maschmeyer wiederum spielt seine Stärken bei B2B-Vertrieb, Finanzen und Personalaufbau aus. Das verspricht nicht nur andere Deal-Strukturen, sondern auch mehr Team-Deals – oder harte Abgrenzungen, wenn Strategien nicht zusammenpassen.
Neues Staffelformat, frühe Reibungen, ein 98-Jähriger mit Deal
Die Staffel kommt mit einer Neuerung: Battle-Pitches. Erstmals treten Gründerinnen und Gründer mit ähnlichen Lösungen gegeneinander an. Das erhöht den Druck im Pitch, macht Stärken und Schwächen sofort sichtbar – und lässt die Löwen schneller Prioritäten setzen. Wer klarer Nutzen, Marktgröße und Weg zur Profitabilität zeigt, liegt vorn. Im Ergebnis steigen die Tickets, aber auch die Erwartungen.
Schon in den ersten Folgen war zu spüren, wie eng es wird. In einem Fall eskalierte der Bieterkampf um einen Deal im Millionenbereich: Thelen stieg aggressiv ein, verlor am Ende aber gegen ein gemeinsames Angebot von Maschmeyer und Ensthaler. Das zeigt zwei Dinge. Erstens: Team-Deals sind ein scharfes Schwert, wenn sich Vertriebspower und Nachhaltigkeitspositionierung sinnvoll ergänzen. Zweitens: Gründer gewinnen Verhandlungsmacht, wenn mehrere Löwen strategisch passen.
Für eine andere Szene gab es stehende Ovationen: Ein 98-jähriger Gründer – Heinz – stellte sein Produkt vor und überzeugte. Thelen stieg ein. Solche Momente erinnern daran, dass Alter keine Hürde ist, wenn das Konzept stimmt. Wichtig war auch hier: ein klarer Use-Case, nachvollziehbare Kostenstruktur und ein Plan, wie die Zielgruppe erreicht wird. Die Botschaft an die Community ist deutlich: Substanz schlägt Klischees über „typische“ Gründerbiografien.
Hinter den Kulissen bleibt alles beim formalen Ablauf: Pitches dauern nur wenige Minuten, die Löwen prüfen in kurzer Zeit Team, Produkt, Markt und Zahlen. Ein Handschlag im Studio ist der Start, nicht der Schlussstrich – Deals stehen unter Vorbehalt einer späteren Prüfung. Genau an dieser Stelle werden Tech-Themen anspruchsvoll: Patente, Zertifizierungen, regulatorische Pfade oder Lieferketten entscheiden, ob aus der Show-Vereinbarung ein echtes Investment wird.
Was heißt Thelens Rückkehr für Gründer konkret? Mehr Fokus auf Technologie, Datengraben und harte Metriken – vom Rohertrag bis CAC/LTV. Wer in diese Staffel will oder sie als Schaufenster nutzt, sollte vorbereitet kommen. Ein Investorenpitch a la „Nice to have“ reicht nicht, wenn nebenan ein Team mit validierter Hardware, funktionierendem Algorithmus oder belastbarer B2B-Pipeline steht.
- Traktion über Behauptung: Pilotkunden, belastbare Umsätze oder signifikante Nutzerzahlen schlagen reine Vision.
- IP und Schutz: Patente, exklusive Datenquellen oder schwer kopierbare Prozesse gehören in die erste Folie.
- Regulatorik klären: CE, MDR, ESG-Reporting oder Datenschutz – wer die Hürden kennt, spart Zeit in der Prüfung.
- Unit Economics: Margen, Retourenquoten, Produktionskosten und Break-even-Pfad müssen sitzen.
- Skalierungspfad: Von der ersten Charge zur Serienfertigung – mit Plan für Qualität, Einkauf und Cashbedarf.
Für die Zuschauer bleibt die Mischung reizvoll: bekannte Gesichter, neue Spielregeln und spürbar mehr Wettbewerb. Für VOX und RTL+ ist die Staffel eine sichere Bank – mit starker Markenbindung, Social-Media-Debatten nach den Battle-Pitches und der Chance, echte Gründerstories zu erzählen. Thelen liefert den Tech-Punch, die anderen Löwen bringen Reichweite, Marken- und Vertriebskraft. Genau dieses Spannungsfeld macht aus der Rückkehr mehr als eine Personalie: Es verändert den Ton im Dealroom.
Die nächsten Wochen werden zeigen, ob sich die Tech-Wette rechnet – ob aus frühen Pitch-Versprechen robuste Unternehmen werden. Sicher ist schon jetzt: Die Löwen beißen härter zu, Gründer verhandeln mutiger, und die Deals werden größer. Wer da bestehen will, braucht nicht nur eine gute Idee, sondern ein belastbares System dahinter.