Okt, 1 2025
Als Daniil Medvedev am 27. August 2025 im 3‑Satz‑Tie‑Break gegen Benjamin Bonzi im US Open 2025 verloren hat, sah er nicht nur das Ergebnis, sondern das Ende einer fast zehnjährigen Zusammenarbeit mit Trainer Gilles Cervara. Der russische Top‑10‑Spieler rächte sich nicht nur mit einer Geldstrafe von 42.500 USD – das sind fast 40 % seiner Preisgeld‑Ausschüttung – sondern besprach in einer emotionalen Pressekonferenz, dass er den Trainer nach dem umstrittenen Vorfall mit Schiedsrichter Greg Allensworth nicht mehr weiterführen wolle.
Hintergrund der erfolgreichen Partnerschaft
Seit 2017, als Medvedev nach einem Jugendwechsel von Russland an die Côte d’Azur zog, bildeten Daniil Medvedev und Gilles Cervara ein Trainer‑Spieler‑Duo, das 20 ATP‑Titel, einen Grand‑Slam‑Triumph 2021 und sogar die Weltranglisten‑Nummer 1 in den Katalog schrieb. 2019 wurde Cervara vom ATP zum Trainer des Jahres gekürt – ein Beweis dafür, wie gut das Team funktionierte, obwohl Medvedevs notorische Temperament‑Explosiven schon früher für Spannungen gesorgt hatten.
Der Chaos‑Moment in New York
Im dritten Satz der Eröffnung − die Menge in Flushing Meadows, New York, fieberte schon – stoppte Medvedev das Spiel für etwa sechs Minuten, indem er den Schiedsrichter beschimpfte und einen Bildfotografen kritisierte, der in den Aufschlag von Bonzi eingetreten war. Der umstrittene Entscheid von Greg Allensworth, dem Gegner sofort einen ersten Aufschlag zu geben, löste bei Medvedev einen Ausbruch aus: Er warf den Schläger, schrie in die Menge und zog das Publikum in eine laute, fast protestartige Stimmung.
„Ich war nicht wütend auf den Fotografen“, erklärte Medvedev später. „Ich war wütend über die Entscheidung. Jedes Mal, wenn ein Geräusch aus den Rängen zwischen den Aufschlägen kommt, gibt es keinen zweiten Aufschlag. Aber der Schiedsrichter gab ihm einen ersten.“ Diese Wortwahl zeigte, dass die Frustration nicht nur sportlich, sondern auch regeltechnisch begründet war. Medvedev selbst gab zu, dass er in diesem Moment überlegte, ob er nicht lieber gleich mit einem einzigen Match seine Karriere beenden solle – ein ironischer Gedanke, der die Dramatik dieses Auftritts noch verstärkte.
Reaktionen und Konsequenzen
Das Turnierkomitee verhängte eine Geldstrafe von 42.500 USD, die fast die Hälfte des Preisgeldes vom Erstrunden‑Ausgleich ausmachte. Zusätzlich erhielt Medvedev einen Punktabzug, was seine Platzierung in der Weltrangliste weiter erschüttern dürfte. Die Social‑Media‑Reaktion war laut: Während einige Fans das Aufsehen als teils unterhaltsamen „Show‑Act“ abtaten, kritisierten andere das unsportliche Verhalten und forderten Konsequenzen von der ATP.
Beide Parteien nutzten Instagram, um Abschied zu nehmen. Medvedev schrieb: „Danke, Gilles. 8‑10 Jahre, 20 Titel, Weltnr. 1 – aber vor allem viele spaßige Momente.“ Cervara erwiderte: „Unsere fantastische acht‑saisonige Reise endet nach diesem US Open. Ich bin dankbar für jeden gemeinsamen Erfolg.“ Diese emotionalen Botschaften zeigen, dass trotz der explosiven Auseinandersetzung Respekt und Anerkennung im Vordergrund standen.
Bedeutung für Medvedevs weitere Laufbahn
Der Abbruch der Trainer‑Partnerschaft wirft Fragen auf: Wer wird das nächste Training übernehmen? Medvedev hat in den letzten Saisons bereits mit verschiedenen Experten zusammengearbeitet, aber kein fester Ersatz wurde benannt. Analysten spekulieren, dass ein neuer Coach möglicherweise einen konservativeren Spielstil fördern könnte, um die ungestümen Ausbrüche zu zügeln. Der russische Spieler kämpft seit Anfang 2025 mit Formschwächen; seine Aufschlag‑Statistik sank auf 78 % im Vergleich zu 84 % im Vorjahr, und die Gewinnrate in den ersten drei Sätzen fiel von 61 % auf 48 %.
Einige Experten sehen das als Chance: „Ein neuer Kopf kann frische Impulse geben und Medvedev helfen, sein Temperament besser zu kanalisieren“, meint Prof. Dr. Karl-Heinz Braun, Sportpsychologe an der Universität München. Andere warnen, dass das Entfernen von Cervara – der über ein Jahrzehnt tief in Medvedevs Spielmechanik verwurzelt war – zu einer kurzen, aber harten Anpassungsphase führen könnte.
Ausblick: Was kommt nach dem US Open?
Die nächsten großen Turniere – die Asian‑Hard‑Cups, die Europameisterschaften und schließlich die ATP‑Finals – werden zeigen, ob Medvedev die Trennung überlebt. Sollte er bis zum Jahresende noch zwei weitere Titel gewinnen, könnte er seine Position in der Top‑5 stabilisieren. Andernfalls droht ein weiter Rückgang, der ihn letztlich von den Grand‑Slam‑Finalen fernhalten könnte. In jedem Fall bleibt das Gespräch über die Balance zwischen Talent und Temperament eines der spannendsten Themen im Profi‑Tennis.
- Partnerwechsel: Daniil Medvedev & Gilles Cervara (seit 2017)
- Ergebnis US Open 2025: 6‑4, 4‑6, 5‑7 gegen Benjamin Bonzi
- Geldstrafe: 42.500 USD (≈ 40 % des Preisgeldes)
- Gesamtbilanz: 20 Titel, 6 Grand‑Slam‑Finale, 1 Weltranglisten‑Nr. 1
- Coach of the Year (ATP) 2019: Gilles Cervara
Frequently Asked Questions
Wie wirkt sich die Trennung von Gilles Cervara auf Medvedevs Ranking aus?
Kurzfristig könnte Medvedev Punkte verlieren, weil er in den kommenden Turnieren ohne etablierten Trainer arbeiten muss. Experten schätzen einen möglichen Verlust von 150‑200 Ranglistenpunkten, wenn er seine Form nicht schnell stabilisiert.
Wer könnte Medvedev künftig coachen?
Offiziell ist noch nichts bestätigt, aber Namen wie Goran Ivanišević oder Pat Cash werden in der Tennispresse häufig genannt, weil sie Erfahrung mit temperamentvollen Spielern haben.
Wie hoch war die Geldstrafe im Vergleich zu früheren US‑Open‑Verstößen?
Mit 42.500 USD liegt die Strafe über dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre (etwa 30.000‑35.000 USD). Der Betrag spiegelt die Kombination aus Zeitverzögerung, unsportlichem Verhalten und Racket‑Zerstörung wider.
Was war der Auslöser für den Streit mit dem Schiedsrichter?
Ein Fotograf trat während Bonzis Aufschlag auf das Spielfeld. Der Schiedsrichter Greg Allensworth entschied, dass Bonzi trotzdem mit einem ersten Aufschlag weiterspielen darf, was Medvedev als Regelbruch empfand und die Kette der Ereignisse auslöste.
Welche langfristigen Folgen könnte das Ereignis für den US Open haben?
Der Vorfall könnte die Diskussion über Verhaltensregeln und Strafen verstärken. Die US Open‑Veranstalter prüfen bereits strengere Richtlinien für Unterbrechungen und Fotogastaktionen, um ähnliche Kontroversen künftig zu vermeiden.